Bis zur Geburt war alles wunderbar. Doch dann: Infektion, Unterzuckerung, eine lebensbedrohliche Krise im Alter von 2 Tagen. Als David und ich 14 Tage später aus dem Krankenhaus entlassen wurden, geschah das mit den Worten: „Sie können davon ausgehen, dass Ihr Kind ganz gesund sein wird.“ Leider bewahrheitete sich die Prognose des Arztes (vorerst) nicht. Unser Sohn hatte dichten grauen Star auf beiden Augen und entwickelte sich auch sonst nicht altersentsprechend. Obwohl wir ab dem Alter von 6 Monaten wöchentlich aufs Entwicklungsambulatorium zu diversen Therapien pilgerten, hatten wir sehr lange keine Diagnose und auch Fortschritte stellten sich nur sehr schleppend ein. Dafür wurde das Verhalten meines Kindes immer herausfordernder, unter anderem mit täglichen Tobsuchtsanfällen von etwa 2 Stunden Dauer, später schwierigem Sozialverhalten. Auch mit 3 Jahren konnte David noch nicht stehen, geschweige denn gehen. Endlich kam der rettende Hinweis einer Mutter, die selbst mit ihrer Tochter regelmäßig in die Kids Chance fuhr, und die dort große Entwicklungsfortschritte machte. 

Therapie für die ganze Familie: Wir sind ok!

Mit 3 ¼ Jahren durfte David erstmals 2 Wochen lang an einem Therapieturnus in der Kids Chance in Bad Radkersburg teilnehmen. Ich kam mit großen Erwartungen und übte wohl – ohne dass ich das beabsichtigte – unbewusst Druck auf meinen Sohn aus. Dieser wiederum musste sich erst an Ablauf und Programm gewöhnen und reagierte mit andauernden Tobsuchtsanfällen und Verweigerung. Unser erster Turnus war eine harte Nervenprobe für mich als Mutter, vermutlich auch für die Therapeuten und ganz sicher auch für mein Kind. Dennoch profitierte vor allem ich vom ersten Turnus in großem Maße und fuhr gestärkt nach Hause. Die Therapieleiterin Katalin Moricz gab mir viel Hoffnung für die weitere Entwicklung meines Kindes und endlich eine Diagnose für seine Krankheit: Wahrnehmungsstörung, auch bekannt als sensorische Integrationsstörung. Gerade mit dieser Krankheit hatte sie sich intensiv beschäftigt und schrieb gerade eine Bachelor- und in weiterer Folge Masterarbeit darüber. Sie stattete mich mit ausführlicher Lektüre zum Thema aus. Es half sehr, endlich einen Anhaltspunkt zu haben, was mit meinem Sohn „nicht stimmte“ und wie ich ihn bei seiner weiteren Entwicklung unterstützen konnte.  

Mitstreiter kennenlernen

Ebenso wertvoll wie der Kontakt zu den Therapeuten war für mich der Austausch mit Eltern anderer behinderter Kinder, der parallel zu den Therapien oder auch am Abend beim gemütlichen Zusammensitzen ungezwungen stattfinden kann. Beim ersten Turnus war es eine unendliche Erleichterung, plötzlich nicht mehr allein und von der Gesellschaft bemitleidet dazustehen, sondern unter Gleichgesinnten neue Freunde zu finden. Ich fuhr als neuer Mensch gestärkt nach Hause. Wahrscheinlich war mein neues positives Selbstbewusstsein als Mutter eines behinderten Kindes der Grundstein für die weitere erfreuliche Entwicklung meines Sohnes. Ganz nach dem Motto: „Er ist ok – ich bin ok – und wir machen das ‚eh gut‘“. 

David überrascht uns alle

Bei meinem Sohn merkte man nach dem ersten Turnus vorerst noch wenig Fortschritte. Wieder daheim erfuhr ich von unseren betreuenden Ärzten, dass mein Sohn vermutlich niemals Sprache erlernen werde und auch niemals werde selbständig leben können. Mein Fazit daraus: Glaub niemals einem Arzt und schon gar nicht einem, der dein Kind nach 50 Minuten „Untersuchung“ beurteilt. 

Schon beim 2. Aufenthalt mit 3 ¾ Jahren passierte das erste Wunder, dem noch viele folgen würden: Mein Sohn kam krabbelnd am Therapieturnus an und verließ ihn zwei Wochen später gehend. Glück, Dankbarkeit, Sprachlosigkeit, Demut … mit Worten lässt sich der Gefühlscocktail nicht beschreiben, den ich seit damals empfinde. 

Mit 5 Jahren konnte mein Sohn seine ersten Worte sprechen. Mittlerweile hat er einen gewählten und altersentsprechenden Wortschatz. Mit 8 Jahren – während des Corona-Lockdowns in Onlinetherapien mit Katalin Moricz – schafften wir das nächste Wunder: David wurde sauber, als ich es schon gar nicht mehr zu hoffen wagte. Parallel dazu wird er immer ruhiger und ausgeglichener, kann sich immer besser konzentrieren und z. B. mit anderen Kindern Brettspiele spielen. Auch für Buchstaben und Zahlen interessiert er sich inzwischen und holt weiter auf. Wir freuen uns schon auf alle weiteren Fähigkeiten, mit denen er uns bald überraschen wird. 

Das Erfolgsrezept: intensive Impulse im Wechsel mit Ruhe und Normalität 

Was ist aus meiner Sicht das Besondere an der Kids Chance und warum ist die Therapie hier so wirksam? Ganz einfach: weil sie sich nicht nach Therapie „anfühlt.“ Ich schleppe hier mein Kind nicht von Zimmer zu Zimmer und von Ergotherapie zur Logopädie, zum Krafttraining, dazwischen zur Musiktherapie und danach zur Schulstunde, sondern Therapie geschieht hier interdisziplinär und fließend im Rahmen eines Gruppenunterrichts, der sich anfühlt wie Kindergarten oder Schule. Oft kennen sich die Kinder schon von früheren Aufenthalten und sind Freunde geworden. Kinder werden in ihrer Persönlichkeit gefördert, Defizite werden ganzheitlich bearbeitet und nicht – wie in der klassischen Therapie – Symptom für Symptom. Am Nachmittag wird in Einzeltherapien vertieft, was am Vormittag vorbereitet wurde. So ist sichergestellt, dass jedes Kind individuell gefördert wird. Tag für Tag wiederholt sich das Programm, bis die Kinder die neuen Fertigkeiten automatisiert haben und im Gehirn neue Bahnen gebildet wurden.  

Doch auch daheim setzt sich die positive Entwicklung fort. Das Besondere ist die Kontinuität der Therapie im Wechsel von intensiven Lerneinheiten innerhalb der 2 Reha-Wochen gefolgt von 5-6 Monaten Ruhe und Normalität im Alltag zu Hause, bevor es wieder in die nächste Therapieschleife geht. Spannend ist, dass mein Sohn nicht nur ca. 1 Monat nach dem letzten Turnus große Entwicklungsschübe macht, sondern auch regelmäßig etwa 2 Wochen vor dem nächsten Turnus. Es ist fast, als würde er sich bereits innerlich auf seinen nächsten großen Schritt vorbereiten.  

Reduktion aufs Wesentliche

Als ich das Konzept der Kids-Chance-Therapie verstanden habe und gesehen habe, wie es bei meinem Sohn wirkt, habe ich sehr rasch die wöchentlichen Therapiestunden zu Hause weggelassen, Stress reduziert und unser Leben weiter entschleunigt. Außer der 2-mal jährlichen „Reha“ auf der Kids Chance in Bad Radkersburg machen wir mit unserem Sohn seit Jahren keine weiteren Therapien. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – hat er eine Entwicklung gemacht, die niemand für möglich gehalten hätte.  

Bestärkt durch die TherapeutInnen von Kids Chance kann ich nun viel stärker in meinen Sohn vertrauen und weiß, dass er von sich aus den nächsten Entwicklungsschritt machen wird. Ich beobachte ihn aufmerksam und merke, wie sich seine Interessen verändern und was nun „dran“ ist. So können wir als Familie individuell den nächsten Schritt gehen, uns miteinander entwickeln und gemeinsam über uns hinauswachsen. Der Erfolg gibt uns bisher recht, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Unser Dank gilt der Kids Chance mit ihren wunderbaren TherapeutInnen, die uns seit Jahren Halt und immer neue Impulse für den nächsten Entwicklungsschritt geben. Schön, dass wir Euch gefunden haben!