Termine, Termine, Termine
Vor der Corona-Pandemie stand so mancher Rehabilitationsaufenthalt einem stressigen Arbeitsalltag um nichts nach. Jede freie Minute war verplant: Freizeitaktivitäten, Shoppingtouren, Besuche u. v. m. standen auf dem Plan. Es galt die Tageszeit zu nützen, an Schlaf in den Nachtstunden wurde gespart. Wir haben uns andauerndem Lärm, Reizen und Impulsen ausgesetzt und uns – dank des obligatorischen Überkonsums an Kaffee – rastlos gefühlt. Nach 3–4 Wochen in Bad Radkersburg kannte man alles und jeden und fühlte sich schon fast heimisch. So ging es vielen. Doch dann kam ein Zustand, den wir alle nicht kannten, und nahm uns viel Bekanntes weg: der erste Lockdown.
Stillstand
Es wurde ruhig und die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung beschränkt. Veranstaltungen wurden abgesagt, der übliche Buschenschankbesuch in großer Runde war nicht möglich und Kaffee gab es nur „to go“. Die neue Herausforderung war, die freie Zeit zu gestalten und die eigenen Gedanken, die Unausgeglichenheit und die ständige räumliche Eingeschränktheit zu akzeptieren.
Raus aus der Komfortzone
Bewegung hilft immer, sagen alle. Doch davor steht das Ringen mit sich selbst, bis man zum ersten Mal alleine spazieren geht, sich vielleicht auch noch auf eine Parkbank setzt, einfach so, allein und ohne Programm. Es fühlt sich seltsam an. Doch als ein wenig Zeit in der „neuen Normalität“ vergangen war, erwies sich dieses Gehen, Sitzen, Da-Sein ohne Programm immer mehr als zufriedenstellend. Wir haben neue Wege entdeckt oder die immer alten Pfade zum ersten Mal wirklich angeschaut. Wir haben uns bis ans Ufer gewagt, in die Baumkronen hinauf geschaut, zwischen den Bäumen kurz innegehalten. Wir haben im Wenigen eine unerwartete Fülle entdeckt.
Waldbaden
Echte Profis nennen diese Disziplin „Waldbaden“. Das Training besteht aus dem Wahrnehmen mit allen Sinnen: den Duft einer Pflanze erschnuppern, die unterschiedlichen Grüntöne würdigen, den weichen Boden spüren, dem Wasserrauschen lauschen und gesunde Wildkräuter verkosten (bitte nur, wer sich damit auskennt!). Die Kunst liegt im Halten der Aufmerksamkeit, ohne mit den Gedanken abzuschweifen. In Japan gilt das Waldbaden als Gesundheitsvorsorge, die der Arzt verschreiben kann.
Von der UNESCO empfohlen
Im Radkersburger Hof und in der Umgebung ist man gut aufgehoben, um in dieser „neuen Normalität“ anzukommen und sich dem zu öffnen, was sie bereithält. Wer auf Reha in Bad Radkersburg ist, sollte sich selbst „Waldbaden“ im umliegenden Biosphärenpark verschreiben. Dazu muss man nicht gleich jeden Baum umarmen, aber vielleicht einmal die Schuhe ausziehen und ein paar Meter barfuß gehen. Oder einem Vogel so lange zuhören, bis er wegfliegt …